Schwarzwald
- Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Ein Viertele Simplizissimus, bitte!
Der ehedem kaiserliche Musketier Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (über den Sie im Kapitel Warum gerade der Schwarzwald weiteres lesen können) war nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges Verwalter der Ullenburg im Oberkircher Stadtteil Tiergarten geworden. Burgherr Dr. Küffer war Arzt und ein literarisch bewanderter Mann. Grimmelshausen durfte seine umfangreiche Bibliothek benutzen. Da Grimmelshausens Söhne inzwischen die Schule im Prämonstratenserkloster Allerheiligen besuchten, fand er auch dort Zugang zur Bibliothek.
Grimmelshausen hatte nämlich - was für damals nicht gerade selbstverständlich war - den festen Plan, Schriftsteller zu werden. Dazu machte er sich dann schließlich selbständig. In Gaisbach baute er sich das Gasthaus "Zum Silbernen Stern", in dem er selbst den Wirt machte. Frau und Töchter halfen. Außerdem begann er nun zu schreiben.
1666 veröffentlichte er den "Satirischen Pilgram I.". Aber da arbeitete er auch schon an seinem Hauptwerk, dem "Simplicissimus". In den konnte er neben seinen Erfahrungen im Dreißigjährigen Krieg auch etliche Erlebnisse aus seiner Gastwirtschaft einfließen lassen.
Der Roman erschien 1669. Inzwischen war Grimmelshausen bereits Bischöflich Straßburgischer Schultheiß im acht Kilometer entfernten Renchen. Dies machte ihn finanziell unabhängig; er blieb dort bis zu seinem Tode am 17. August 1676. Doch bis dahin schrieb er noch etliches: "Die Landstörtzerin Courasche", "Der seltsame Springinsfeld", den Novellenkreis "Das wunderbarliche Vogelnest" und vieles andere - Belehrendes wie Unterhaltendes.
Der Gasthof, den er führte, "Zum Silbernen Stern", ist ein schönes, uraltes Gebäude. Selbst die Räume haben sich kaum verändert - bis auf die paar modernen Zutaten, ohne die heute auch ein historischer Gasthof nicht auskommt. Und was den Wein betrifft, der hier ausgeschenkt wird: da schmeckt ein Viertele ganz sicher um etliches besser als zu Grimmelshausens Zeiten.
In der schmucklosen Diele steht, symbolträchtig, eine uralte Schreibmaschine. Zuweilen fragen Gäste, ob darauf der Simplizissimus geschrieben worden sei. Die Antwort ist eindeutig: nein.
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